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So muß es ferner als Vermittlerin auftreten zwischen dem ungeheure
Mengen von Rohstoffen produzierenden Osten und dem konsumierenden
industriereichen Westen Europas.
Naturgemäß erwächst dem Reiche aus diesem »wechselseitigen Er-
gänzungsbedürfnis« großer Gewinn.
Welche ftröfse hat das Reich, und wieviel Einwohner
besitzt es?
In Europa nimmt Deutschland hinsichtlich der Größe die
dritte Stelle ein; denn es wird mit seinen etwa 540 000 qkm
nur von Rußland und Österreich-Ungarn übertroffen. Bezüg-
lich seiner absoluten Bevölkerungszahl steht es unter den
Staaten der Erde an fünfter Stelle.
Nach den neusten Ermittlungen zählt China 426, Britisch-
indien 294, Rußland 128, die Union 73 und das deutsche Reich
56 Millionen Einwohner. Die Volksdichte Deutschlands be-
trägt 104.
An Großstädten findet man in England 40, Union 38,
Deutschland 33, Rußland 19 und in Frankreich 15.
Einheitszeit.
Alle Orte der Erde, für die die Sonne zur selben Zeit
ihren höchsten Stand erreicht (kulminiert), liegen auf derselben
Mittagslinie, d. h. sie haben die gleiche Ortszeit.
Die Sonne legt nun ihren scheinbaren Kreislauf von 360°
in 24 Stunden zurück, demnach 15° in 1 Stunde und Io in
4 Minuten, d. h. der Ortszeitunterschied zwischen zwei neben-
einanderliegenden Mittagslinien beträgt 4 Minuten. Da nun
der westlichste und der östlichste Ort Deutschlands 17° von-
einander entfernt sind, so entsteht für beide ein Zeitunterschied
von 17 X 4 = 68 Minuten.
Dieser Unterschied verursachte in unserer Zeit des stetig
wachsenden Eisenbahnverkehrs mancherlei Unannehmlichkeiten,
ja sogar erhebliche Gefahren für das reisende Publikum sowohl,
als auch für die Beamten der Eisenbahn.
Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die Reichsregierung
die Zeit des 15. Längengrades, der Stargard und Görlitz schneidet,
als die im Reiche allein gültige festgesetzt. (1. April 1893.)
Alle Uhren im Eisenbahnbetriebe müssen nach dieser Zeit
reguliert werden.
Sie führt den Namen Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.),
weil die Staaten Mitteleuropas: Deutschland, Österreich-Ungarn,
Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und
Dänemark sich ebenfalls anschließen werden.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Deutschland China Deutschlands England Deutschland Rußland Frankreich Deutschlands Stargard Mitteleuropas Deutschland Schweden Italien
13
12. Die Ueujahrsnachl eines Unglücklichen.
Ein alter Mensch stand in der Neujahrsnacht am Fenster und
schaute verzweiflungsvoll auf zum unbeweglichen, ewig blühenden
Himmel und wieder herab auf die stille, reine, weiße Erde, worauf
jetzt niemand so freuden- und schlaflos war wie er. Der Kirchhof
lag vor ihm, sein nahes Grab war bloß vom Schnee des Alters,
nicht vom Grün der Jugend verdeckt, und er brachte nichts mit aus
dem ganzen reichen Leben, nichts mit als Irrtümer, die Brust voll
Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Iugendtage wandten
sich heute als Gespenster um und zogen ihn wieder vor den Hellen
Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens
gestellt hatte, der rechts auf der Sonnenbahn der Tugend in ein
weites, ruhiges Land voll Licht, in die Heimat der Enge! bringt, und
welcher links in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine
schwarze Höhle voll heruntertropfenden Gifts, voll zischender Schlangen
und finsterer, schwüler Dünste.
Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gifttropfen
auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war.
Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel
hinauf: „Gib mir meine Jugend wieder! Cd Vater! stelle mich
wieder auf den Scheideweg, damit ich anders wähle!"
Aber sein Vater und seine Jugend waren längst dahin. Er
sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf dem Gottesacker er-
löschen, und er sagte: „Es sind meine törichten Tage." — Er sah
einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und
auf der Erde zerrinnen. „Das bin ich", sagte sein blutendes Herz,
und die Schlangenzähne der Reue gruben sich tiefer ein in seine
Munden.
Die Einbildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf
den Dächern, und die Mindmühle hob ihre Arme drohend zum Zer-
schlagen auf, und im leeren Totenhause nahm eine zurückgebliebene
Larve allmählich seine Züge an.
Mitten in seiner Angst floß plötzlich die Musik für das Neujahr
vom Turme hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter
bewegt, er schaute nach dem Himmel und über die weite Erde und
dachte an seine Jugendfreunde, die nun, besser und glücklicher als er,
Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen
waren, und er sagte: „Cd ! ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht
des Jahres mit trockenen Augen verschlummern, wenn ich gewollt
hätte; ach, ich hätte glücklich sein können, ihr teuern Eltern, wenn
ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!"
In seinem reuevollen Andenken an seine Iünglingszeit kam es
ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Totenhause
auf; endlich wurde sie in seiner Einbildung zu einem lebendigen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
217
95. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Die Nordsee gehört zu den gefährlichsten Meeren der Erde.
Häufig wird dieses Meer von heftigen Stürmen heimgesucht. Die
Gefahr für die Seeleute wird dadurch erhöht, daß sich an dem größten
Teil der Küste eine Kette von Sandbänken hinzieht. Diese verraten
sich zwar am Tage und bei klarem Wetter durch den weißen, weithin
sichtbaren Schaum der brandenden Wellen, bei Nacht und Nebel aber
weihen sie jedes Schiff, das ihnen zu nahe kommt, dem Untergange
und sind um so gefährlicher, als die hinter ihnen liegende Insel- und
Festlandsküste äußerst arm ist an schützenden Häfen. Ganz besonders
ungünstig liegen die Verhältnisse für den Seefahrer an der Westküste
Jüllands. Hier haben schon Tausende von braven Seeleuten ihr
Leben verloren.
Wir begegnen daher schon in sehr früher Zeit Bestrebungen, die
dahin gingen, eine direkte Schiffahrtsverbindung zwischen Nord- und
Ostsee und so an Stelle eines weiten und gefahrvollen einen kurzen
und sicheren Weg zu schaffen. Aber die Vollendung dieses Werkes
blieb unserer Zeit vorbehalten. Nachdem der Reichstag die zum Bau
eines Nordoftseekanals geforderte Summe von 156 Millionen Mar?
gewährt hatte, konnte Kaiser Wilhelm I. am 3. Juni 1887 bei Holtenau
den Grundstein legen. Rüstig schritt der Bau vorwärts. Nicht weniger
als 8000 Arbeiter waren zu gleicher Zeit tätig. Galt es doch, das
gewaltige Werk bis zum Jahre 1895 zu vollenden. Und siehe da —
es wurde weder die Bausumme noch die vorgeschriebene Zeit über-
schritten! Am 20. Juni 1895 wurde der Kanal dem Verkehr über-
geben und von 'Kaiser Wilhelm H. zu Ehren Wilhelms I. Kaiser-
Wilhelm-Kanal genannt.
Der Kanal hat eine Länge von 98,650 km und eine Tiefe von
9,50 m. Auf dem Grunde ist er 22 m, auf dem Wasserspiegel 65 m
breit. Es können also Dampfschiffe von 6 m Tiefgang und 12 m
Breite überall einander ausweichen. Damit auch die größten Handels-
und Panzerschiffe einander ausweichen können, ist der Kanal mit
sechs Ausweichstellen versehen worden.
Um den Kanal kennen zu lernen, unternehmen wir eine Durch-
fahrt. Wir besteigen in Hamburg einen Dampfer und fahren nach
Brunsbüttel. Hier erregt das größte Schleusenwerk der Welt unser
Staunen. Mit fortschreitender Ebbe fließt hier täglich eine ungeheure
Wassermenge aus dem Kanäle in die Elbe und somit aus der Ost-
in die Nordsee. Die täglich abfließende Wassermenge beträgt 8 Mil-
lionen edrn, so daß sich das gesamte Kanalwasser in sechs Tagen
vollständig erneuert. Diesem steten Zuflusse frischen Seewassers ist
es zuzuschreiben, daß sich in dem Kanäle nur bei größter Kälte Eis
bildet.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_H. Wilhelm Wilhelms_I.
172
Handwerkerstandes ein Ende bereitet habe, dürfte nicht richtig sein.
Das Beste, was die alte Zeit den Handwerkern bieten konnte, war
eine bescheiden auskömmliche Existenz, Sicherung gegen Erwerbs-
losigkeit und gegen das Unterdrücktwerden durch ihresgleichen. Die
Handwerker der alten Zeit verkehrten direkt mit den Kunden,
arbeiteten in stiller Zeit aus Borrat und bezogen damit dieblärkte;
sie standen in der Zunft fest zusammen, wenn es galt, eine neue
Bewerbung ums Bleisterrecht scheitern zu machen, einen Störer zu
verfolgen oder einen Übergriff von seiten eines Nachbarhandwerks
abzuwehren, waren aber gegeneinander vom kleinlichsten Handwerks-
neide erfüllt und machten Gerichten und Verwaltungsbehörden viel
zu schaffen.
Die alte Gewerbeverfassung, der Zunftzwang, wurde bereits zur
Zeit Napoleons mehrfach gemildert; abgeschafft wurde sie in den
meisten Teilen Deutschlands erst in den sechziger Zähren, in Sachsen
z. B. 1861. An ihre Stelle trat die Gewerbefreiheit. Zedermann
durfte nunmehr jedes Gewerbe an jedem Orte in jeder beliebigen
Ausdehnung betreiben. Zeder Gewerbetreibende konnte nach jedem
Orte seine Erzeugnisse absetzen und mußte in seinem A)ohnorte jede
fremde Konkurrenz dulden. Es fielen die Schranken zwischen den
einzelnen Gewerben hinweg; jeder konnte das erzeugen, was ihm
Vorteil brachte. Dazu kan: die Einführung der Blafchine in das
Gewerbe und die vollständige Veränderung der volkswirtschaftlichen
Bedarfsgestaltung. Welches waren die Folgen dieses neuen Zu-
standes für das Handwerk?
Auf der einen Seite ist den Tüchtigeren unter den Handwerkern
die Bahn zum Emporkominen eröffnet worden. Tausende von Hand-
werkern sind in den letzten beiden Blenschenaltern zu großen Fabri-
kanten oder kleinkapitalistischen Unternehmern geworden. (Karl
Krause, Aich. Hartmann u. a.) Auf der anderen Seite freilich ist
die Zahl derjenigen, die nicht emporgekommen, sondern stehen ge-
blieben und auf die Stufe von Flickmeistern und Heimarbeitern
heruntergedrückt worden oder zu Fabrikarbeitern geworden sind, noch
viel größer. Ganze, früher handwerksmäßig betriebene Erwerbszweige
sind dem Untergange nahe oder doch dem Handwerke als Betriebs-
form verloren gegangen. Andere kämpfen noch um ihre Existenz.
Ein mächtiger Umbildungsvorgang hat hier j)latz gegriffen. Diesen
kennen zu lernen, seinen Erscheinungsformen und Ursachen nachzu-
gehen, ist für den unerläßlich, der in diesem Kampfe der angegriffene
Teil ist. Wer also später einmal eine gesicherte Stellung im Hand-
werke finden will, muß sich mit dem gegenwärtigen Entwicklungs-
stände des Handwerks vertraut machen, und das geschieht am besten,
wenn man sich überlegt, wie sich der gegenwärtige Zustand nach und
nach entwickelt hat.
Wir denken zunächst einmal an den Uhrmacher. Zn früherer
Zeit arbeitete der Uhrmacher auf Bestellung oder auf Vorrat seine
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Zedermann Karl
Krause Karl Hartmann
336
hier befinden sich 50 gefangene Offiziere. — Aber nun die Rückseite der
Medaille! Unser Verlust, der noch nicht ermittelt, er wird hoch sà.
Das erste Garderegiment hat solche Verluste, daß aus zwei Bataillonen
eins gebildet ist. In welcher Aufregung ich war, kannst Du denken.
Und zwar der gemischtesten Art! Freude und Wehmut! Endlich be-
gegnete ich noch spät 8 Uhr Fritz mit seinem Stabe. Welch à Moment
nach allem Erlebten und am Abende dieses Tages! Ich übergab ihm
selbst den Orden pour le mérite, sodaß ihm die Tränen herabstürzten;
denn er hatte mein Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten. Also
völlige Überraschung! — Einstens alles mündlich. Erst um 11 Uhr war
ich hier, ohne alles, sodaß ich auf einem Sofa kampierte."
* *
*
Ein Augenzeuge der Schlacht bei Königgrätz schließt seinen Bericht
' mit folgenden Worten:
„Es war Nacht; grau und tonlos lag die Landschaft da; nur am
westlichen Himmel verblaßten noch lange Streifen der letzten, roten Wolken;
unheimlich, wie große Fackeln leuchteten die brennenden Dörfer in der
Runde; am ganzen Horizonte blitzte es von unzähligen kleinen Lager-
feuern. Da lockten die Tambours zum Zapfenstreich: die Bataillone traten
in Mänteln an; auf das laute Geräusch des Lagers folgte das Kommando:
„Stillgestanden!" und der Abendappell. Die Trommeln schlugen zum
Gebete. Die schöne, ernste Weise des Chorals: Nun danket alle Gott!
wurde von den Musikern angestimmt und setzte sich die langen, langen
Reihen immer weiter fort, sodaß sie endlich, als in der Mitte des Lagers
ihre letzten Töne verhallten, bei den Regimentern am äußersten Flügel
noch feierlich nachklang: ein Schlummerlied denen, die zur ewigen Ruhe
hingebettet lagen, ein Trostgesang den Leidenden, den Lebenden à Dank-
gebet. Vom dunkelblauen Himmel glänzten die ruhigen Sterne niete
auf das dampfende Schlachtfeld, und ein ganzes Volk in Waffen, ein
Volk von Siegern, schaute betend zu ihnen empor."
* *
*
Sechs Tage nach der Schlacht schrieb Graf von Bismarck an seine
Gemahlin:
„Hohenmauth, Montag, den 9. Juli 1866.
... Uns geht es gut; wenn wir nicht übertrieben in unseren An-
sprüchen find und nicht glauben, die Well erobert zu haben, so werden
wir auch einen Frieden erlangen, der der Mühe wert ist.
Die Österreicher stehen in Mähren, und wir sind schon so kühn,
daß für morgen unser Hauptquartier da angesagt wird, wo sie heute noch
stehen. Gefangene passieren noch immer ein und Kanonen fett dem 3.
bis heute 180. Holen die Österreicher ihre Südarmee hervor, so werden
wir sie mit Gottes gnädigem Beistände auch schlagen.
Das Vertrauen ist allgemein. Unsere Leute sind zum Küffen. Jeder
so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mtt leerem Magen, naffen Kleidern,
nassem Lager, wenig Schlaf, abfallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Iii. Unsere Marine
51
auch nicht den längsten Mann der Kompagnie neben dein kleinsten marschieren
und gibt nicht dem einen ein ganz altes und dem andern ein neues Gewehr
in die pand. Ohne gleiche Geschwindigkeit, gleiche Drehfähigkeit und andere
Manövriereigenschaften, gleiche Waffen, gleiche Panzerstärken läßt sich der
Gesechtswert eines Geschwaders nicht vollkommen ausnutzen. Dafür nur
ein Beispiel: pat der Geschwaderchef vier Schiffe mit Z8-cm-Kanonen und
ebensoviele, die mit zo-cm-Geschützen ausgerüstet sind, so muß er dem
feinde gegenüber in vielen Gesechtslagen so handeln, als ob alle seine Schiffe
zo-cm-Geschütze hätten; denn sonst würde er die Schiffe mit den kleineren
Geschützen überhaupt nicht ausnützen können. Ebenso ist es mit der Ge-
schwindigkeit: das ganze Geschwader muß sich nach den langsamsten Schiffen
richten, denn sonst würden diese zurückbleiben, und der Zusammenhang des
Geschwaders wäre aufgelöst. Darin liegt eben die Stärke des Geschwaders,
daß es immer eng zusammengefaßt wird und einheitlich alle Bewegungen
ausführt, schießt und vorgeht.
Die neuzeitlichen großen Linienschiffe führen acht bis zwölf Geschütze
ganz großen Kalibers, daneben noch sogenannte Mittelartillerie und leichte
Artillerie. Die Hauptsache sind aber die schweren Geschütze. Aufgestellt
sind sie paarweise in drehbaren panzertürmen, und zwar so, daß sie entweder
alle oder ein großer Teil von ihnen zugleich nach derjenigen Seite gerichtet
werden können, wo der Feind fährt. Ein beträchtlicher Teil der Geschütze
kann auch nach vorn oder nach hinten gerichtet werden. Die Hauptsache
ist aber der Breitseitkampf. fahren die Linienschiffe eines Geschwaders
hintereinander, also in Kiellinie — das ist eine der häufig benutzten Ge-
fechtsordnungen —, so könnten, wenn z. B. jedes Schiff zehn schwere Geschütze
hat, die sich in der modernsten Aufstellung befinden, von allen zugleich Ge-
schosse gegen den Feind abgefeuert werden. Rechnet man eine Minute für
jeden Schuß, so würde das Geschwader innerhalb sünf Minuten 400 Schuß ab-
geben. Dazu kämen darin noch die mittleren und kleinen Geschütze. Man
kann sich also vorstellen, wie in einer großen Seeschlacht die Panzergeschosse
und Granaten hageln.
Mehrere Geschwader zusammen pflegt man als eine Flotte zu be-
zeichnen. Eine genaue Grenze ist hierbei nicht zu ziehen. Solange es irgend
geht, führt ein einziger Admiral, der Flottenchef, der auf einem besonderen
Linienschiff, dem Flottenflaggschiff sich befindet, den ganzen Flottenverband.
Werden es aber zu viele Schiffe, so daß er sie nicht mehr übersehen kann,
so werden besondere und selbständig arbeitende Verbände gebildet. Nach
unserm Flottengesetz soll die deutsche Pochseeflotte bestehen aus drei Linien-
schiffsgeschwadern, die Neserveflotte aus zweien.
Damit alle diese Schiffe wirklich ein festgeordnetes Ganzes bilden und
in jeder Lage das Nichtige tun, damit sie gut schießen und manövrieren, ist
langjährige Übung notwendig. Die deutsche Flotte hat in Friedenszeiten
unausgesetzt und mit großem Ernste geübt. Immer war es das Streben
der Führer, die Übungen so zu gestalten, wie die Verhältnisse im Kriege
es voraussichtlich erfordern würden. Die Kriegsbereitschaft voll zu er-
reichen, bildete das Ziel, und ist, das können wir sagen, erreicht worden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]